ISO-Invarianz und „Expose to the right“

Wie lautet doch der alte Fotografen-Ausspruch: „Expose to the right“? Richtig, man soll im Histogramm hin zum rechten Rand belichten. Aber warum ist das eigentlich so? Diese Antwort ist relativ einfach zu geben: das Histogramm ist logarithmisch angeordnet, was bedeutet, das am rechten (hellen) Rand viele unterschiedliche Farb- und Helligkeitswerte abgebildet werden. Am linken Rand sind das sehr viel weniger. Verschiebt man nun durch leichte Überbelichtung die gesamte Bild-Dynamik etwas nach rechts, erhält man mehr unterschiedliche Farb- und Helligkeitswerte, die Aufzeichnung-Qualität des Bildes steigt und man verhindert ein „Absaufen“ der Tiefen. Das zur Historie.

Na gut, aber was hat das mit ISO-Invarianz zu tun? Bei den modernen Kameras (z.B. auch meine D750 und D7200) sind die neuen, invarianten Sensoren verbaut worden. Bei diesen Sensoren ist im Aufnahme-Workflow die Phase der ISO-Aufhellung mit der Analog-/Digital-Wandlung vertauscht worden, d.h. die Wandlung findet nun vor der Aufhellung/Verstärkung statt. Dies hat mit dem Sensor-Grundrauschen zu tun, das durch diese neue Anordnung nochmals reduziert werden konnte. Ein Schritt in die richtige Richtung. Der bedingt aber auch, dass die ISO-Aufhellung als nachgelagerter Prozess in der Kamera statt findet und nicht bei der Aufnahme. Man stellt die Belichtung also nur durch Blende und Zeit ein, die ISO-Zahl definiert nur den Prozess der späteren Aufhellung! Autsch, das wirft aber unsere alten Glaubenssätze um!

Es geht aber noch weiter: Die neuen Sensoren haben einen sehr großen Dynamik-Umfang, der sich in einer weiteren Spreizung des Histogramms ausdrückt. Es werden also mehr „helle“ und „dunkle“ Werte geschrieben als vorher. Bei einer späteren Aufhellung im RAW-Konverter würde man also viel eher den rechten Rand erreichen, was zum „Ausfressen“ der Lichter führen würde. Um diesen Effekt zu vermeiden sollte man in Situationen mit guter Beleuchtung eher etwas unterbelichten, um später genug Reserven in der Nachbearbeitung zu haben.

Gibt es Ausnahmen von dieser Regel? Ja, bei mono-chromatischen Motiven oder bei Motiven, die nur einen sehr kleinen Teil des Histogramms ausnutzen, sollte man trotzdem noch expose to the right belichten, um den Dynamik-Umfang so zu erhöhen, dass in der Nachbearbeitung noch Reserve bleibt.

Quelle: https://www.foto-schuhmacher.de/artikel/hardware/iso-invarianz.html

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